In den letzten Tagen überschlugen sich bei den Gärtringer Tischtennisfrauen die Ereignisse. Freute man sich bis vor kurzem noch über ein tolles Premierenjahr in der Oberliga, das Abschlussrang vier gekrönt wurde, so dürfen die Gärtringerinnen diese Liga nun schon wieder verlassen. Und zwar nach oben. Im September beginnt für den TTV das Abenteuer Regionalliga.

Silvia Kuhnle-Hartmann will mit ihren Teamkolleginnen in der Regionalliga locker aufspielen

Wie bitte, Regionalliga? Dieses Wort hatte in der vergangenen Spielzeit keine der Gärtringer Spielerinnen in den Mund genommen. Schließlich galt der Fokus im ersten Oberliga-Jahr ausschließlich dem Kampf um den Klassenerhalt. Der sich dann wider Erwarten als gar nicht so herausfordernd herausstellte: Andrea Schödel & Co. gerieten in keiner Phase der Saison ernsthaft in die Bredouille, die Abschlusstabelle mit Platz vier für den TTV konnte sich sehen lassen. Mitte Mai zeigte man sich dann im Gärtringer Lager überrascht über die Mail des Regionalliga-Spielleiters Bernd Kaltenbach, der „rein vorsorglich“ die Dritt- bis Fünftplatzierten der Oberligen Baden-Württemberg und Südwest kontaktierte und sie nach ihrer Aufstiegsbereitschaft in die Regionalliga Süd befragte. „Bei Rückzügen höherklassiger Teams muss gemäß Bundesspielordnung bis zum Fünftplatzierten der Oberliga gefragt werden“, sagt der Holzgerlinger. Das Interesse der kontaktierten Klubs hielt sich in Grenzen. „Zwei junge Mannschaften aus dem Südwesten fühlten sich noch nicht in der Lage, die Herausforderung Regionalliga anzunehmen, andere Teams müssen diverse Abgänge in Kauf nehmen und sind nach eigener Einschätzung aktuell nicht regionalliga-tauglich. Mit Gau-Odernheim hat auch der bisherige Regionalliga-Sechste zurückgezogen“, resümiert Bernd Kaltenbach. Dementsprechend hatte der Spielleiter einen gewissen Aufwand zu betreiben, um seine Liga für die kommende Spielzeit auf die Sollstärke von zehn Mannschaften aufzustocken. „Die Tendenzen sind klar. Im Damenbereich wird es immer schwieriger, die Ligen zu bestücken“, sagt Kaltenbach und bemerkt, dass bereits im Vorjahr mit dem VfL Sindelfingen II der Tabellenfünfte der Oberliga in den Genuss des Nachrückens kam. Bernd Kaltenbach, seit vielen Jahren ehrenamtlich im Verband tätig, hat bereits Überlegungen in Gang gesetzt, wie diesem Problem begegnet werden kann. „Man könnte die Ligen auf acht Mannschaften verkleinern oder das Spielsystem ändern, indem man nur noch mit Dreiermannschaften antritt.“

Alles Zukunftsmusik, in der kommenden Saison geht die Regionalliga wieder mit zehn Mannschaften ins Rennen, darunter mit dem TTV Gärtringen, dessen Verantwortlichen nach kurzer Überlegenszeit dem unverhofften Aufstieg zustimmten. „Sportlich gesehen ist der Aufstieg eigentlich nicht verdient“, gibt TTV-Mannschaftsführerin Silvia Kuhnle-Hartmann unumwunden zu, „wenn man den Aufstieg aber geschenkt bekommt, sollte man dieses Geschenk annehmen. Schließlich haben wir nichts zu verlieren.“ Diesbezüglich waren sich die erfahrenen Gärtringerinnen recht schnell einig und freuen sich uneingeschränkt auf die neue Herausforderung und die überwiegend neuen Gegner. „Wir erwarten nichts, möchten einfach Spaß an den Spielen haben und uns so teuer wie möglich verkaufen“, sagt Silvia Kuhnle-Hartmann, die das Erreichen des Klassenerhalts eher in die Kategorie „kleines Tischtenniswunder“ einordnen würde. Spielleiter Bernd Kaltenbach: „Natürlich wird es für die Gärtringerinnen schwierig. Sie müssen sich an Mitaufsteiger Saarlouis orientieren und vielleicht können sie auch mit den zweiten Mannschaften aus Süßen und Sindelfingen mithalten.“ Auch Spitzenspielerin Andrea Schödel sieht das recht locker. „Die Gegner müssen erst einmal mit uns zu Recht kommen. Fakt ist, dass wir uns auch von einer Niederlagenserie nicht aus der Bahn werfen lassen würden. Die Stimmung in der Mannschaft ist super. Und wenn wir wieder absteigen sollten, dann haben wir wenigstens wieder den Platz in der Oberliga sicher“, sagt die mit 56 Jahren älteste Spielerin des Aufsteigers.

Apropos Alter: Mit einem Altersdurchschnitt von 43 Jahren stellt der TTV Gärtringen im Vergleich zur Konkurrenz ein „Dino“-Team. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass solch eine Seniorentruppe jemals bisher in der vierthöchsten deutschen Spielklassen am Start war“, sagt Silvia Kuhnle-Hartmann süffisant, sieht aber gerade hierin auch eine Chance. „Die meisten von uns haben noch nie so hoch gespielt, sind aber derzeit auch in besserer Form als in jungen Jahren. Insofern sollte uns das nicht abschrecken.“ Einzig Andrea Schödel hat bereits Erfahrungswerte in höheren Spielklassen gesammelt. „Das ist aber auch schon dreißig Jahre her, als ich in Singen mal für eine kurze Zeit in der zweiten Liga und mit dem TV Bühl in der Regionalliga spielte.“

Neben den bisherigen Stammkräften Andrea Schödel, Katja Stierle, Silvia Kuhnle-Hartmann und Sandra Koberstein gehört in der kommenden Spielzeit auch Jennifer Gakstatter wieder zum Kern der ersten Mannschaft, sie wird am hinteren Paarkreuz zum Einsatz kommen. „In Sachen Tischtennisranking sind uns die Gegner grundsätzlich voraus“, sagt „Jenny“ Gakstatter, die der neuen Herausforderung mit einer gewissen Portion Respekt entgegenblickt. Andrea Schödel wird sich am Spitzenpaarkreuz mit den besten der Liga auseinandersetzen müssen. „Das sind natürlich schon große Kaliber“, sagt die Engenerin, die sich dieser Tage auf den Weg zu den Weltmeisterschaften nach Düsseldorf machte. „Das ist  mal eine andere Art der Saisonvorbereitung“, sagt Schödel.

Ist bei den Damen I soweit alles im Lot, muss der TTV im weiblichen Bereich zur kommenden Saison Abstriche machen. Mit der Nachwuchs erwartenden Andrea Bamann (zum VfL Dettenhausen), Martina Voges (zurück zum Heimatverein TSV Grafenau) und Sabrina Hohl, die mit ihrer Familie nach Frickenhausen zieht, müssen die Gärtringer drei Abgänge verkraften. „Unter diesen Umständen lassen sich die vier Mannschaften nicht mehr aufrechterhalten“, sagt Spielbetriebsleiter Karl-Heinz Ardelt. Somit geht der TTV zukünftig noch mit zwei weiteren Mannschaften in der Verbandsklasse und der Bezirksliga (ehemals Bezirksklasse) ins Rennen.


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