Ohne ehrenamtliche Helfer geht bei einem Großturnier gar nichts. Mehr und mehr stieg in den letzten Jahren die Bedeutung der Mitarbeit eines Volunteers, die Gesamtqualität einer Turnierorganisation hängt dabei nicht unwesentlich vom Engagement der Freiwilligen ab. Martina Pertsch und Bruder Alexander aus Gärtringen sind zur Zeit in der Porsche-Arena und der Hanns-Martin-Schleyer-Halle nicht nur dabei, sondern mitten drin. Bei den Tischtennis-Europameisterschaften arbeiten sie bis zu acht Stunden am Tag.
Schon im Frühjahr, als die Bewerbungsschreiben vom Deutschen Tischtennis-Bund an Verbände und Vereine verteilt wurden, war den Geschwistern Martina und Alexander Pertsch klar, dass das größte lokale Sportereignis in diesem Jahr in Stuttgart nicht ohne ihr Mitwirken über die Bühne gehen sollte. Dementsprechend freuten sie sich, als einige Wochen später ihre Bewerbung positiv erwidert wurde.
Martina Pertsch, in der kommenden Saison für die dritte Damen-Mannschaft des TSV Gärtringen in der Bezirksliga aktiv, steht als Bereichsleiterin im Catering an verantwortungssteller Stelle. Die 22-jährige ist für eine reibungslose Kaltverpflegung für Turnierleiter, Schiedsrichter, Voluntäre sowie die deutschen Tischtennis-Nationalteams zuständig. Martina Pertsch: „Es gibt hier strikte Vorgaben vom Deutschen Tischtennis-Bund und von der hier tätigen Marketing-Gesellschaft, wer hier was bekommt. So wird die Turnierleitung beispielsweise nicht mit belegten Brötchen, sondern mit Müsliriegeln und Keksen bedient.“ Spontane Aktionen müssen von Martina Pertsch koordiniert werden, wenn an bestimmten Stellen ein Engpass besteht. Auf Sonderwünsche kann indes keine Rücksicht genommen werden. Pertsch: „Solch abgehobene Wünsche wie eine Spargelcremesuppe, die ein deutscher Nationalspieler anforderte, können wir dann doch nicht erfüllen.“ Das Team um Martina Pertsch ist außerdem für den Einkauf zuständig, zusammen mit einer zweiten Bereichsleiterin werden die Schichten abgedeckt. „In der Frühschicht sind wir von 7:30 Uhr bis nachmittags um halb drei am Werkeln, in der Spätschicht dann bis zum Wettkampfende am Abend“, schildert Martina Pertsch, die während der EM-Tage zusammen mit der Volunteers-Familie in einem Stuttgarter Hotel wohnt.
Bruder Alexander Pertsch hat in Stuttgart Gelegenheit, sich wieder an deutsche Gegebenheiten anzupassen. Der 25-jährige Student der Uni Stuttgart weilte bis vor kurzem in den USA, zwölf Monate dauerte sein Auslandssemester am „Georgia Institute of Technology“. Zum Abschluss des USA-Aufenthalts erholte er sich noch einige Tage auf Hawaii, von wo aus es beinahe direkt zu den Stuttgarter Tischtennis-Euros ging. Alexander Pertsch, der in der kommenden Saison wieder bei den Gärtringer Aktiven einsteigt, half beim Aufbau der Videobildschirme im Stuttgarter Hallenkomplex mit. Während der Turnierwoche arbeitet er in der Akkreditierung, begleitet die Delegationen und Schiedsrichter durch die Hallen. „Ansonsten bin ich hauptsächlich Ansprechpartner für organisatorische Fragen rund um die EM.“ Wie seine Schwester ist auch Alexander Pertsch täglich sieben bis acht Stunden im Einsatz: „Richtig stressig ist das Ganze nicht, aber man ist gut beschäftigt und es macht großen Spaß.“
Wenn dann am kommenden Sonntag abend alle Europameister ermittelt sind, dann geht auch für die Pertsch-Geschwister das EM-Erlebnis zu Ende und der Alltag ruft wieder. Eine interessante Abwechslung und neue Erfahrung werden die Tage in Stuttgart jedoch auf jeden Fall gewesen sein.