Manfred und Wolfgang GotschEinst als Torjäger oder Flankengeber in Diensten des FC Gärtringen aktiv, zudem seit den Jugendjahren als Zelluloidartisten stets dem Tischtennissport treu geblieben - die sportliche Laufbahn von Manfred Gotsch (76) und seinem Bruder Wolfgang (74) kann sich in vielerlei Hinsicht sehen lassen. Doch nicht allein die sportlichen Erfolge sind es, die rückblickend ins Auge stechen. Jetzt, wo sich die beiden im Herbst ihrer Sportlerkarriere befinden, zählen insbesondere die Erinnerungen an viele gemeinsame und harmonische Stunden in den Vereinen.

Mit dem Tischtennissport wurden Manfred und Wolfgang Gotsch bereits in jungen Jahren konfrontiert. „Als wir in unseren Jugendjahren noch in Nordrhein-Westfalen wohnten, sind wir auch schnell zum Tischtennis gekommen. Diesem Sport gilt auch heute noch unsere große Leidenschaft“, sagt Wolfgang Gotsch, der seit 1975 in Bondorf wohnt. Auch sein Bruder Manfred erinnert sich: „Wir haben zum ersten Mal beim Pfarrer im Garten den Schläger geschwungen.“ Ende der Fünfziger Jahre zogen die beiden nach Gärtringen. Wolfgang hatte über den bereits in Gärtringen ansässigen Halbbruder Günther eine Anstellung beim Daimler bekommen, Manfred folgte ihm wenige Monate später.

Im Schwabenland stand bei den beiden erst einmal der Fußball im Fokus. Die Gotsch-Brüder gehörten ab dem Jahre 1958 einige Jahre zu den Leistungsträgern beim FC Gärtringen. Manfred Gotsch schoss als Mittelstürmer des Landesliga-Teams und auch in der zweiten Amateurliga Tore am Fließband, mancher Torrekord von ihm dürfte auch über fünfzig Jahre später noch in seinem Besitz sein. Manfred Gotsch blickt mit einem Schmunzeln im Gesicht zurück: „Mich haben sie damals gerne mal ausgewechselt, da ich nicht immer so viel trainiert hatte.“ Der knapp zwei Jahre jüngere Bruder Wolfgang bestach als Rechtsaußen durch seine Flügelläufe und entsprechend getimte Flanken.

Zwischenzeitlich erfreute sich in Gärtringen auch der Tischtennissport einer stetig steigenden Beliebtheit. Nachdem erste Versuche scheiterten, die Sportart zu etablieren, wurde die Tischtennisabteilung in einer Garage wiedergeboren. Wolfgang Gotsch: „Das war Mitte der Sechziger Jahre. Anfangs wurde noch in der Garage von Julius Thurner geschmettert, später dann im alten Schulhaus.“ Sowohl Wolfgang als auch Manfred erlebten die Wiedergründung der Gärtringer Tischtennisabteilung hautnah mit, starteten mit der Mannschaft gleich in der Bezirksklasse. Und engagierten sich später, als man mit der Abteilung in die Ludwig-Uhland-Halle umzog und dort zwei Platten stellen konnte, auch in leitender Funktion im Training. Wolfgang Gotsch, der auf Grund einer schweren Verletzung die Fußballschuhe an den Nagel hängen musste, übernahm 1968 das Jugendtraining. Und hatte dabei bereits seine heutige Gattin Doris an der Seite. „Der mehrwöchige Krankenhausaufenthalt hatte insofern auch etwas Gutes, da ich dort meine heutige Frau  kennenlernte“, sagt Wolfgang Gotsch.

Manfred Gotsch zeigte sich Anfang der Siebziger für die Finanzen im TSV-Tischtennis verantwortlich, später war er ebenfalls eine Zeitlang Jugendleiter, um dann vom Rohrauer Walter Pudleiner abgelöst zu werden. So spielte Manfred Gotsch fortan die Rolle, die ihm wie auf den Leib geschneidert war und in der er sich am wohlsten fühlte: Die offiziellen Ehrenamtspositionen sollten andere besitzen, ihm war es wichtig, Präsenz in der Jugendarbeit zu zeigen, mit konstanter Anwesenheit zu glänzen und die Fäden im Hintergrund zu spinnen, sei es als Ansprechpartner für die Eltern der Jugendlichen oder als Fahrer zu den Tischtennis-Veranstaltungen im Bezirk Böblingen. Manfred Gotsch: „Ich legte nicht allzuviel Wert auf die Ämter. Außerdem wollte ich immer die Möglichkeit haben, von heute auf morgen aufhören zu können.“ Auch für ihn spielt dabei seit jeher eine große Rolle, die Unterstützung im eigenen Haus zu finden. „Das alles ist nur möglich mit einer verständnisvollen Ehefrau“, sagt der 76-jährige, der nicht ohne Stolz auf eine inzwischen 53 Jahre anhaltende Ehe mit Annemarie zurückblickt, die selbst auch einige Jahre als wertvolle Hilfe in der Nachwuchsarbeit tätig war.

Unter Manfred Gotsch’s Ägide wurden zahlreiche junge Tischtennistalente in Gärtringen gefördert und zugleich gefordert. Darunter auch seine beiden Söhne Ullrich und Ingo Gotsch, die derzeit in der Verbandsklasse und Landesliga aktiv sind. Auf Huldigungen, Ehrungen und Lobeshymnen aller Art hat der Gärtringer Hobbygärtner und Computerfreund bislang noch nie großen Wert gelegt. Das war vor vierzig Jahren schon so und es hat sich im Laufe der Zeit auch nichts daran geändert. Dennoch ist sein langjähriges Engagement in der Jugendarbeit nicht hoch genug einzuschätzen.

Während Wolfgang Gotsch primär aus familiären Gründen eine Zeitlang auf eine Stammspielerfunktion in einer Tischtennismannschaft verzichtete, blieb Manfred stets der schnellen Sportart mit dem kleinen Zelluloidball verbunden. Und dies mit einer bemerkenswerten Konsequenz. „Ich glaube, ich habe in all den Jahren nur bei einem Punktspiel gefehlt, das dummerweise verlegt werden musste“, sagt der Gärtringer, der auch heute noch, stets nah am Tisch agierend, mit seinen unangenehmen Noppenbelägen die Angriffsversuche der Kontrahenten abblockt. Bis heute ist man im Gärtringer Lager froh, einen Kreisklassen-Spitzenspieler wie ihn in den eigenen Reihen zu haben. Auch Defensivkünstler Wolfgang kam vor einigen Jahren wieder auf den Geschmack, so dass die beiden – ganz wie früher – gemeinsam auf Punktejagd gehen. Mit der sechsten Mannschaft des TTV, in der auch Doris Gotsch und Sohnemann Patrick spielen, wurde nicht zum ersten Mal in den letzten Jahren die Meisterschaft in der Kreisklasse C eingefahren, die beiden Gotsch-Brüder bestechen dabei weiterhin mit deutlich positiven Einzelbilanzen und bringen oftmals die jüngeren Gegenüber an den Rand der Verzweiflung. „Es macht einfach noch einen großen Spaß, sich an der Platte mit anderen zu messen“, sagt Wolfgang Gotsch und legt außerdem Wert auf die Tatsache, dass er mit seinem Bruder ein stets harmonisches Verhältnis hatte. Wolfgang Gotsch weiter: „Nur einmal im Doppel hatten wir uns gekabbelt, da wollte ich dann eigentlich nicht mehr mit ihm gemeinsam antreten. Nach einer kurzen Aussprache war das aber wieder schnell vom Tisch.“

Am kommenden Wochenende stehen die beiden Gotsch-Brüder mitsamt Familie wieder gemeinsam in der Halle, dann geht es zuhause gegen die Tischtennisfreunde aus Schönaich. Bei momentan dreizehn Enkeln scheint es auch in Zukunft realistisch, dass der Name Gotsch nicht so schnell von der Bildfläche verschwinden dürfte.