Ohne den Tischtennissport würde mir definitiv etwas fehlen", sagt der Gärtringer Hermann Schulze-Schölling. Inzwischen 74 Jahre alt, zählt er nach wie vor zu den Stützen im Gärtringer Tischtennisverein - sei es aus spielerischer oder aus ehrenamtlicher Sicht.
"Der Umzug nach Gärtringen war die beste Entscheidung meines Lebens", sagt der gebürtige Hamburger, den es zusammen mit seiner Frau Heidi Anfang der 1970er Jahre in den Süden verschlagen hat. Aus beruflichen Gründen. "Ich war in Hamburg als Mitarbeiter im technischen Außendienst tätig. Und als die große Computerfirma im Labor auf dem Schönaicher First Ingenieure suchte, habe ich meine Fühler ausgestreckt", erinnert sich Schulze-Schölling. "Erst ging es noch für ein halbes Jahr in die USA und dann bin ich nach Gärtringen gezogen." Seitdem fühlt sich der gelernte Elektroingenieur im Schwabenland heimisch. "Am Anfang hatten meine Frau und ich schon diverse Verständigungsschwierigkeiten, das war richtig schlimm", sagt der 74-Jährige, der sich bis heute das Schwäbeln noch nicht angewöhnt hat.
Das Einleben im Ländle wurde den Schulze-Schöllings dann aber doch recht leicht gemacht. Wobei hier die Gärtringer Tischtennisabteilung als Integrationshilfe durchaus wertvolle Dienste leistete. "Bis dato hatte ich Tischtennis als Hobbyspieler eher sporadisch betrieben, doch durch die neuen Bekanntschaften intensivierte sich das", erzählt Hermann Schulze-Schölling, der die langjährigen Spieler Kurt Lengger, Willi Häffner oder Ralf Ebner zu seinen damaligen Teamkollegen zählte. "Mit einigen habe ich heute noch regelmäßig Kontakt". Auch der frühere Abteilungsleiter Siegfried Schäfer und der inzwischen verstorbene Bezirks-Ehrenvorsitzende Edgar Bödeker gehörten zu den Mitstreitern, bei denen neben dem Tischtennissport auch andere Aktivitäten wie Skatspielen oder Kegeln auf dem Programm standen.
Allein beim Tischtennisspielen im Verein blieb es nicht, recht schnell wurden auch die ehrenamtlichen Stärken des Neu-Gärtringers entdeckt. "Zu meinem ersten Ehrenamt kam ich jedoch eher unfreiwillig", blickt Schulze-Schölling auf eine Vereinssitzung mit dem damaligen Vorsitzenden Gerd Keimel zurück, in der man ihm den Schriftführerposten nahelegte. "Das Amt wurde mir regelrecht aufgebrummt, dabei wusste ich gar nicht so recht, auf was ich mich da einlasse." Schon damals war jedoch zu erkennen, dass auf Schulze-Schölling Verlass war. Was seit jeher seinem Naturell entspricht. "Ich versuche schon, meine Aufgaben ordentlich und richtig zu erledigen."
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Viele Jahre unterstützte er den Verein - und seine jeweilige Mannschaft in der Kreisklasse - in Kapitänsfunktion, war dabei für die Terminkoordination, das Zusammenstellen der Mannschaft und das Organisieren von Spielverlegungen verantwortlich. Auch wenn angepackt werden muss, kann man auf Hermann Schulze-Schölling zählen. Vor wenigen Jahren half er - trotz seines schon reiferen Alters - noch beim beschwerlichen Tischtransport mit, als es galt, die Tische für eine größere Veranstaltung in der anderen Sporthalle zu entladen. Hermann Schulze-Schölling: "Ich bin mir keineswegs zu schade, mich da einzubringen. Der Verein lebt doch davon, dass man freiwillige Tätigkeiten übernimmt. Die Arbeit soll ja nicht nur auf den Schultern der Offiziellen lasten."
Apropos Vereinstreue: Seit jeher sind die alljährlichen Vereinsmeisterschaften im Kalender von Hermann Schulze-Schölling dick angestrichen. Auch wenn sich die sportlichen Aussichten - zugegebenermaßen - in Grenzen halten, so freut sich der TTV-Oldie doch immer wieder auf den Wettstreit mit den Vereinskameraden. "Ich war die letzten Jahre immer dabei. Es ist reizvoll, auch mal anderen Spielern gegenüberzustehen, mit denen man es im Training normalerweise nicht zu tun bekommt." Besonders attraktiv findet er das traditionelle Gärtringer Jux-Mix-Turnier, in dem von Runde zu Runde mit ausgelosten Partnern gespielt wird. "Das macht am meisten Spaß, da man im Doppel auch mal einen Überraschungssieg gegen ein favorisiertes Duo landen kann. Und die ganze Sache nicht ganz so ernst genommen wird."
Ungebrochen groß ist der Ehrgeiz allerdings im Laufe der Punktspielrunde. Auch in der kommenden Saison wird Hermann Schulze-Schölling wieder mit Feuereifer bei der Sache sein. Erst recht, nachdem er sich vor wenigen Jahren zwei Knieoperationen unterziehen musste und seitdem wieder schmerzfrei die Bälle schmettern kann. "Ich bin froh, dass ich das damals gemacht habe. Nach jeweils einem Vierteljahr war ich mit meinen neuen Knien wieder einsatzbereit. Ich habe immer das Ziel verfolgt, wieder im Tischtennissport einzusteigen", sagt der Allrounder, der gerne aus der Halbdistanz agiert und die Rückhandschläge bevorzugt. "In den letzten zwei Jahren ist Hermann deutlich besser geworden", bestätigt der drei Jahre ältere Teamkollege Manfred Gotsch, mit dem er in der nunmehr abgeschlossenen Spielzeit wieder einmal die Meisterschaft in der Kreisklasse C einfahren konnte. "Ich bin eigentlich ein Defensivspieler und versuche, meine Fehlerquote so gering wie möglich zu halten. Gerade junge Gegner, die mit Angriffsbällen auf den schnellen Punkt aus sind, werden da mal leicht nervös", nennt Hermann Schulze-Schölling ein mögliches Geheimnis seines Erfolgs.
Mit den Gärtringer Routiniers zählt er in der neuen Saison wieder zu den Mitfavoriten auf den Titelgewinn in der untersten Klasse. "Ich hatte bislang noch nicht das Gefühl, dass ich mit dem Sport aufhören muss. Solange ich gesundheitlich keine Probleme habe und das Klima in der Mannschaft weiterhin so toll ist, gibt es keinen Grund, den Schläger an den Nagel zu hängen. Von mir aus darfs so noch einige Jahre weitergehen."